Das Perfekt ist in der deutschen Sprache eine der drei Zeitformen für die Vergangenheit. Du kannst damit zum Beispiel sagen, was gestern oder vor einer Woche passiert ist. Um das Perfekt zu bilden, benötigst du immer zwei Verben: ein Hilfsverb und das Partizip 2 (auch “Partizip Perfekt” genannt).
Sieh dir folgendes Perfekt-Beispiel an, um direkt einen Eindruck zu bekommen:
Ich habe gestern eine Suppe gekocht. (‘habe‘ ist das Hilfsverb und ‘gekocht‘ ist das Partizip 2)
In dieser Lektion zeige ich dir die Regeln zur Verwendung und Bildung des Perfekts (Zeitform) auf Deutsch. Am Ende der Übung erwarten dich Übungen zum Perfekt, mit dem du dein Wissen auf den Prüfstand stellen kannst.
Inhalt:
Was ist das Perfekt?
Das Perfekt (auch bekannt als vollendete Gegenwart) ist eine der sechs deutschen Zeitformen. Wenn du über die Vergangenheit sprechen möchtest, wirst du häufig das Perfekt verwenden. So sieht ein Perfekt Beispiel (Zeitform) in der Praxis aus:
Wie bildet man das Perfekt?
Um einen Satz im Perfekt zu bilden, brauchst du zwei Verben – ein Hilfsverb und das Partizip II:
- Die Verben “haben” und “sein” erfüllen im Perfekt die Rolle der Hilfsverben. Das Hilfsverb hat hier keine konkrete Bedeutung – es hilft lediglich bei einem grammatikalisch korrekten Satzbau. Es wird in der Präsensform konjugiert und steht auf Position 2 (auch Verbposition 2 genannt) in einem Hauptsatz.
- Das Hauptverb (auch “Vollverb” genannt) steht im Partizip II am Ende des Satzes und wird nicht konjugiert. Es endet entweder auf ein -t (bei schwachen Verben) oder auf -et (starke Verben).
Die Hilfsverben “haben” und “sein” konjugiert man wie folgt – das Partizip II bleibt immer gleich und wird nicht verändert:
Person | Hilfsverb "haben" | Partizip II | Person | Hilfsverb "sein" | Partizip II |
---|---|---|---|---|---|
ich | habe | gelernt | ich | bin | gegangen |
du | hast | du | bist | ||
er/sie/es | hat | er/sie/es | ist | ||
wir | haben | wir | sind | ||
ihr | habt | ihr | seid | ||
sie/ Sie | haben | sie/ Sie | sind |
Perfekt Beispiele
Um dir das Perfekt besser zu erklären, habe ich dir noch mehr Beispiele zusammengestellt. An diesen zeige ich dir, was das Partizip 2 und was das Hilfsverb ist und wie es gebildet wird.
Beispielsätze im Perfekt:
Sie hat das Auto geparkt. = hat ist das konjugierte Hilfsverb und ge-parkt ist das Partizip 2 von parken
Ich bin zum Bus gelaufen. = bin ist das konjugierte Hilfsverb und ge-laufen ist das Partizip 2 von laufen
Er hat seine Bestellung abgeholt. = habt ist das konjugierte Hilfsverb und ab-ge-holt ist das Partizip 2 von abholen (Tipp: Im Abschnitt “Besonderheiten zur Perfekt-Bildung” erkläre ich dir, warum das Partizip ge- hinter dem ab- (Präfix) steht)
Wir haben Deutsch gelernt. = haben ist das konjugierte Hilfsverb und ge-lernt ist das Partizip 2 von lernen
Ich habe Nudeln gekocht. = habe ist das konjugierte Hilfsverb und ge-kocht ist das Partizip 2 von kochen
Das Partizip 2 wird bei schwachen Verben mit einem ge- + Verbstamm + der Endung – t gebildet.
Bei starken Verben ist die Partizip Endung ein-et. Das sind meist Verben, die hinten auf ein -d oder t– enden. Das Gleiche gilt, wenn ein Verb auf die Konsonanten -m oder -n endet. Daher ist beispielsweise das Partizip 2 von kochen = ge-kocht und nicht ge-kochen.
Keine deutsche Grammatik ohne Ausnahme: Wenn vor dem -m oder -n ein -r steht, ist die Endung ebenfalls -t. Beispiele sind lernen oder turnen = Er hat gelernt. Sie hat geturnt.
Wann du haben und wann du sein als Hilfsverb für das Perfekt verwendest, zeige ich dir gleich auch noch.
Wie bildet man einen Satz im Perfekt?
Nehmen wir noch mal einen Satz im Präsens als Beispiel unter die Lupe:
Ich esse eine Pizza.
Wenn du diesen Satz in der Vergangenheitsform Perfekt sagen möchtest, musst du an der zweiten Stelle im Satz das konjugierte Hilfsverb einsetzen. Das Verb “essen” wandert dann als Partizip II ans Ende des Satzes. Na, weißt du von den Beispielen oben, wie es geht?
Achtung: In diesem Beispiel ist eine weitere Besonderheit der Perfekt-Bildung enthalten. Na, ist es dir aufgefallen?
Es heißt: “Ich habe eine Pizza ge-gessen” und nicht: “Ich habe eine Pizza ge-essen”. Das Verb “essen” wird unregelmäßig konjugiert, daher tritt zusätzlich zum Partizip 2 (ge-) im Perfekt ein weiteres -g (ge-g-essen) bei der Perfekt-Bildung an das Verb hinzu.
Ein regelmäßiges Verb ist zum Beispiel “laufen”. Ein Perfekt Beispielsatz ist also: Ich bin gestern zur Bushaltestelle ge-laufen.
Wann bildet man das Perfekt mit “sein”?
Das Perfekt bildet man mit dem Hilfsverb sein bei Verben, die eine Bewegung, genauer gesagt einen Ortswechsel (von A nach B) beschreiben (z. B. fahren, fliegen, gehen, kommen, laufen, reisen, rennen, springen usw.) ohne Akkusativobjekt:
Ich bin nach Berlin gefahren.
Ich bin schnell gelaufen.
Wenn das Verb, das die Bewegung ausdrückt, an seiner Seite eine Ergänzung im Akkusativ (Akkusativobjekt) hat, dann bildet man das Perfekt mit haben.
Zum Beispiel: Ich habe meinen Vater (=wen? = Akkusativobjekt) ins Krankenhaus gefahren.
Bei Verben, die eine Zustandsveränderung angeben, wie zum Beispiel “aufstehen”, “aufwachen”, “einschlafen”, “sterben”, “verwelken”, “wachsen”, verwendest du ebenfalls das Hilfsverb sein:
Ich bin gestern schnell eingeschlafen.
Er ist vor einer Woche gestorben.
Außerdem gilt, du verwendest sein als Hilfsverb für das Perfekt grundsätzlich in Kombination mit den Verben “sein”, “werden” und “bleiben”:
Ich bin gestern zuhause geblieben.
Ich bin gestern bei Maria gewesen.
Dein Bild ist sehr schön geworden!
Wann bildet man das Perfekt mit “haben”?
Die Zeitform Perfekt wird mit “haben” mit allen anderen Verben gebildet, die man nicht mit “sein” verbindet (siehe oben).
Ich habe mich gestern verlaufen.
Katrin hat sich bereits vor 2 Stunden auf den Weg gemacht.
Die Männergruppe hat bereits gestern das Hotel verlassen.
Außerdem werden alle reflexiven Verben in der Perfekt-Zeitform mit “haben” verbunden – unabhängig davon, ob sie eine Bewegung oder eine Veränderung des Zustandes ausdrücken: “Ich habe mich verliebt.”, “Ich habe mich verlaufen.”
Reflexive Verben existieren im Deutschen nicht ohne Reflexivpronomen, wie du in den beiden oberen Beispielen sehen kannst. Mich ist hier das Reflexivpronomen. Du könntest nicht einfach sagen: Ich habe verlaufen oder Ich habe verliebt. Dann wären beide Sätze grammatikalisch nicht korrekt.
Wann verwendet man das Perfekt und wann das Präteritum?
Eines gleich vorweg – aus grammatikalischer Sicht es ist egal, ob du Perfekt oder Präteritum benutzt. Es gibt absolut keinen Unterschied bzw. kein Richtig oder Falsch zwischen den Sätzen: “Ich lernte Deutsch.” und “Ich habe Deutsch gelernt”.
Der Unterschied besteht nur im kommunikativen Kontext – also z. B. ob du gerade sprichst oder schreibst:
- Das Präteritum wird im literarischen, offiziellen Kontext verwendet. Zum Beispiel in Zeitungen, in wissenschaftlichen Arbeiten, im Fernsehen oder im Radio, aber auch dann, wenn du eine offizielle E-Mail schreibst.
- Wenn du aber ganz normal im Alltag mit deinen Freunden kommunizierst, verwendet man in der Regel das Perfekt. Dabei es ist egal, ob du eine E-Mail schreibst oder am Telefon sprichst. Wenn die Kommunikation eher lockerer ist, benutzt du als Zeitform das Perfekt.
Zusammenfassend – in der Umgangssprache wird mit Ausnahme von wenigen Verben fast nur das Perfekt benutzt. Welche Ausnahmen sind das?
Die Deutschen verwenden sowohl Verben wie sein, haben und werden als auch die Modalverben (können, wollen, müssen, sollen, mögen/möchten*, dürfen) sehr selten im Perfekt. Diese Verben verwendet man eher im Präteritum. Zum Beispiel:
- “Letztes Jahr war ich in Japan.” (statt: “Letztes Jahr bin ich in Japan gewesen.”)
- “Ich hatte viel Glück.” (statt: “Ich habe viel Glück gehabt.”)
- “Als Kind wollte ich Lehrerin werden.” (statt: “Als Kind habe ich Lehrerin werden wollen.”)
Besonderheiten bei der Perfekt-Bildung
Es gibt keine deutsche Grammatik ohne Sonderregel, so musst du auch beim Bilden des Perfekts auf einige Dinge achten:
Besonderheit 1
Verben mit trennbarem Verbzusatz: Einige Verben haben ein Präfix (einen Verbzusatz), der vor den Wortstamm gesetzt wird und beim Konjugieren vom Verb abgetrennt werden kann. Beispiele für Präfixe mit trennbaren Verben sind: an-, ab-, auf, her-, vor-. Wenn du aus diesen Verben das Perfekt bildest, setzt du das Präfix vor das ge– des Partizips 2.
- Beispiele: an–ge-kommen, ab–ge-fahren, vor–ge-laufen, her–ge-kommen. Beispielsatz im Perfekt: Der Zug ist auf Gleis 3 abgefahren.
Besonderheit 2
Nicht trennbare Verbzusätze: Es gibt auch Verben mit nicht trennbarem Verbzusatz (also nicht trennbarem Präfix), bei denen des Perfekt daher anders gebildet werden muss. Das sind z. B. be-, ent-, er-, oder miss-. Hier wird das ge- (die Partizip 2 Endung) bei der Bildung des Perfekts einfach weggelassen.
- Beispiele: be-fragen – Die Polizei hat ihn befragt. (Es gibt kein ge- für das Partizip 2)
Besonderheit 3
Verben, die auf –ieren enden: Ebenfalls gilt eine Sonderregel, für alle Verben, die auf –ieren enden. Die Partizip 2 Endung ge– fällt hier ebenfalls fast immer weg.
- Beispiele: massieren, spazieren, probieren, flanieren
- Beispielsätze: Wir sind im Park flaniert. Ich habe gestern zum ersten Mal Tintenfisch probiert. Ich habe dich letzte Woche schon massiert. (Es gibt keine Partizip 2 Endung mit ge-)
Perfekt – Zusammenfassung
- Die deutsche Zeitform Perfekt wird verwendet, um über die Vergangenheit zu sprechen.
- Das Perfekt wird gebildet, indem man das konjugierte Hilfsverb an die zweite Stelle im Satz und das Partizip 2 ans Ende des Satzes stellt.
- Verben, die eine Bewegung (einen Ortswechsel) oder eine Veränderung des Zustands ausdrücken, werden mit dem Hilfsverb “sein” verbunden, ebenso die Verben sein, werden und bleiben . Alle anderen Verben (auch alle reflexiven Verben) werden im deutschen Perfekt mit “haben” gebildet.
Perfekt – Übungen
Ergebnisse
#1. Welcher der folgenden Sätze ist im Perfekt?
#2. Was ist das Partizip II von "machen"?
#3. Welches der folgenden Verben bildet das Perfekt mit "sein"
#4. Wie wird das Partizip II für regelmäßige Verben gebildet?
#5. Wie wird meistens das Partizip II für unregelmäßige Verben gebildet?
#6. Was ist ein Beispiel für ein regelmäßiges Verb im Perfekt?
#7. Welche zwei Hilfsverben werden zur Perfektbildung benutzt?
#8. Welcher Satz im Perfekt ist korrekt?
#9. Welches Hilfsverb fehlt? "Ich ___ nach Berlin gefahren"
#10. Welches Hilfsverb fehlt? "Du ___ schnell gelaufen"
Du willst weiterüben? Das ist eine hervorragende Idee!
Hier habe ich für dich viele weitere Übungsaufgaben vorbereitet, mit denen du dein Wissen testen kannst: Perfekt Übungen und Verben konjugieren Übungen.
Häufige Fragen
Das Perfekt ist eine von drei deutschen Zeitformen (Präteritum, Plusquamperfekt) für die Vergangenheit.
Um einen Satz im Perfekt zu bilden, brauchst du ein konjugiertes Hilfsverb (“haben” oder “sein”) an 2. Stelle im Satz und ein weiteres Verb als Partizip II am Satzende, z. B. “Sie ist zur Schule gegangen”.
Das Perfekt benutzt man, wenn man im Alltag über die Vergangenheit spricht. In der Schriftsprache wird oft eher das Präteritum verwendet.
Weitere Lektionen zum Thema:
So, das waren genug Infos fürs Präteritum. Wenn du trotzdem noch Lust und Konzentration hast, ein bisschen zu lernen, dann schau dir diese Themen an:
- Partizip 2 (Ich habe das Perfekt gelernt. Das Partizip II brauchst du für die Bildung des Perfekts und weitere Konstruktionen. Dies erkläre ich dir alles hier.)
- Hilfsverben (sein, haben, werden – Diese drei Verben können als Hilfsverben andere Verben “unterstützen”. Erfahre in dieser Lektion mehr über ihre Verwendung.)
- Das Verb „sein“ (Ich bin zu spät gekommen. “sein” kann als Hilfsverb, aber auch als Vollverb gebraucht werden. Hier lernst du alles Wichtige darüber.)
- Das Verb “haben” (Ich habe dir alles erklärt. Nein, noch nicht! In dieser Lektion gibt es mehr Informationen zum Verb “haben”.)
- Präteritum (Ich war im Deutschkurs. Damit du auch die Vergangenheitsform Präteritum besser kennenlernst, geht es hier entlang.)
- Präsens (Ich bin fertig. Also noch nicht ganz. Wir kehren in die Gegenwart zurück und schauen uns die Zeitform Präsens an.)
Das reicht dir immer noch nicht? Dann findest du hier eine Übersicht all meiner Grammatikerklärungen: Deutsche Grammatik einfach erklärt