Willst du auf Deutsch etwas über die Vergangenheit sagen? In dieser Lektion lernst du das Plusquamperfekt (Vorvergangeheit) kennen. Du erfährst, wie man das Plusquamperfekt bildet und wann es verwendet wird.
Anschließend teste dein Wissen in den Übungen zum Plusquamperfekt.
Inhalt:
Was ist das Plusquamperfekt?
Das Plusquamperfekt ist eine Zeitform für die Vorvergangenheit im Deutschen. Wie ist die Vorvergangenheit zu verstehen? Es handelt sich dabei um eine Tätigkeit, die zeitlich vor einer anderen Tätigkeit in der Vergangenheit passiert ist, z. B.:
- „Ich konnte nicht nach Berlin fahren, denn ich hatte keine Fahrkarte gekauft.“
- ich hatte die Fahrkarte nicht gekauft (das ist zuerst passiert = Vorvergangenheit)
- ich konnte deswegen nicht nach Berlin fahren (Vergangenheit)
Die Zeitform Plusquamperfekt bildest du ähnlich wie das Perfekt – hier brauchst du ebenso zwei Verben, z. B.:
- „ich hatte gekauft“
- „ich hatte gegessen“
Wofür gibt es eigentlich diese zwei Verben („hatte” + „gekauft” /„gegessen”) im Satz? Das erkläre ich dir gleich.
Bildung – Wie wird das Plusquamperfekt gebildet? Mit Beispielen
Erinnerst du dich noch an die Regeln zur Bildung der Zeitform Perfekt? Das Plusquamperfekt bildest du fast genauso wie das Perfekt. Du brauchst:
- ein Hilfsverb: „haben” oder „sein” im Präteritum, also „hatte” oder „war“ – Hilfsverben haben keine eigene Bedeutung; sie helfen nur, den Satz zu bilden
- ein weiteres Verb, das die Tätigkeit im Satz beschreibt – es steht immer am Satzende als Partizip II (das ist diese Form mit ge- am Anfang und -t/-en am Ende, z. B. „gekauft“).
Zur Bildung von einem Satz im Plusquamperfekt brauchst du:
hatte / war auf Position 2 + Partizip II am Ende = Plusquamperfekt
Und hier noch paar Beispielsätze im Plusquamperfekt:
- „Er hatte seine Schwester gesehen.“
- „Wir hatten ein Buch gelesen.“
- „Ich war früh aufgestanden.“
Lass uns zuerst den ersten wichtigen Teil vom Plusquamperfekt – die Hilfsverben – ansehen.
Schritt 1 – Hilfsverb (“sein” und “haben”) an die Person anpassen (konjugieren)
Um einen Satz im Plusquamperfekt zu bilden, musst du unbedingt eins der zwei Hilfsverben („haben“ oder „sein“) im Präteritum verwenden. Denke daran, dass diese Verben nur „Helfer“ im Satz sind – sie haben keine eigene Bedeutung.
Präteritumform von „haben” = „hatte”
Präteritumform von „sein” = „war”
Woher weiß man, welches Hilfsverb benutzt werden muss?
Richte dich dabei nach denselben Regeln wie beim Perfekt: Bei Verben der Bewegung/einem Ortswechsel (z. B. laufen, gehen, aufstehen etc.) verwende das Hilfsverb „war“ (die Form von „sein“). Verben, die keine Bewegung ausdrücken (z. B. kaufen, essen, arbeiten etc.) bilden das Plusquamperfekt mit dem Hilfsverb „hatte“ (die Form von „haben“):
- „Ich hatte lange gearbeitet.“ (keine Bewegung)
- „Ich war früh losgefahren.“ (Bewegung)
Hilfsverben stehen im Satz immer an zweiter Stelle und werden konjugiert (ich hatte, du hattest usw.).
In der folgenden Tabelle findest du die Konjugation der Hilfsverben „hatte“ (von “haben”) und „war“ (von “sein”):
Hilfsverben "sein" und "haben" für Plusquamperfekt | |||||
---|---|---|---|---|---|
Person | Hilfsverb "haben" | Partizip II | Person | Hilfsverb "sein" | Partizip II |
ich | hatte | gearbeitet | ich | war | gefahren |
du | hattest | du | warst | ||
er/sie/es | hatte | er/sie/es | war | ||
wir | hatten | wir | waren | ||
ihr | hattet | ihr | wart | ||
sie/ Sie | hatten | sie/ Sie | waren |
Je nachdem, wer die handelnde Person (das Subjekt) ist, musst du die Form des Hilfsverbs entsprechend anpassen:
- „Ich hatte lange gearbeitet.” („hatte“ steht an 2. Stelle und „gearbeitet”, also das Partizip II am Satzende)
- „Du hattest lange gearbeitet.” („hattest“ steht an 2. Stelle und „gearbeitet”, also das Partizip II am Satzende)
- „Wir hatten lange gearbeitet.” („hatten“ steht an 2. Stelle und „gearbeitet”, also das Partizip II am Satzende)
Schritt 2 – Partizip II-Formen auswendig kennenlernen
Wie bereits erwähnt, ist das Partizip II dieselbe Form, die man zur Bildung vom Perfekt benötigt. Schwache Verben bekommen in der Regel das Präfix ge– und die Endung –t, z. B. gekocht, gemacht, gearbeitet.
Das Partizip II von unregelmäßigen Verben kann unterschiedlich aussehen (z. B. gesehen, gegessen, gefahren), deswegen musst du diese Formen auswendig lernen.
Das Partizip II bleibt unverändert und steht immer am Satzende.
Was ist der Unterschied bei der Bildung vom Perfekt und Plusquamperfekt?
Das Perfekt und das Plusquamperfekt bildet man sehr ähnlich – ersetze einfach „habe“ durch „hatte“ oder „sein“ durch „war“:
Perfekt und Plusquamperfekt - Vergleich | ||||
---|---|---|---|---|
2. Position = konjugiertes Hilfsverb | Am Ende = Partizip II | |||
Hilfsverb "haben" | ||||
Zeitform Perfekt | Er | hat | mich | besucht. |
Zeitform Plusquamperfekt | Er | hatte | mich | besucht. |
Hilfsverb"sein" |
||||
Zeitform Perfekt | Sie | ist | nach Hause | gegangen. |
Zeitform Plusquamperfekt | Sie | war | nach Hause | gegangen. |
Plusquamperfekt Beispiele – noch mehr Beispielsätze!
Alles klar so weit?
Ich sage immer – am besten lernt man und versteht, wenn man die Beispielsätze analysiert. Ich habe für dich noch mehr Beispiele für die Verwendung vom Plusquamperfekt vorbereitet:
- „Ich hatte die ganze Zeit gewartet.“
- „Hattest du geschlafen?“
- „Sie hatten lange geschlafen.”
- „Sie hatte zu viel gegessen. Danach war ihr übel.”
- „Ihr hattet zu viel gesagt.”
Wann wird das Plusquamperfekt verwendet?
Als Erinnerung: in der deutschen Grammatik gibt es drei Zeitformen für die Vergangenheit. Das Präteritum und das Perfekt benutzt man sehr häufig, das Plusquamperfekt dagegen relativ selten.
Wann? Wenn es zwei Handlungen in der Vergangenheit gibt, die nicht gleichzeitig (sondern eine nach der anderen) geschehen sind.
Das, was zuerst passiert war, muss im Plusquamperfekt stehen; das, was sich danach ereignet hat – im Präteritum oder im Perfekt.
Das Plusquamperfekt verwendet man meistens in Bezug auf einen davorstehenden Satz. So wird die Handlung betont, die zuerst geschehen ist, z. B. „Er war aufgeregt. Er hatte zuvor mit seiner Freundin telefoniert.“
Stell dir vor, dass du drei Aufgaben zu erledigen hast:
- das Mittagessen vorbereiten
- Freunde besuchen
- Kartoffeln kaufen
Am Abend hakst du die erledigten Aufgaben auf deiner To-do-Liste ab:
- „Nachdem ich das Mittagessen vorbereitet hatte, besuchte ich meine Freunde.“
- „Nachdem ich meine Freunde besucht hatte, kaufte ich Kartoffeln.“
In der gesprochenen Sprache wird das Plusquamperfekt in der Regel durch eine andere Zeitform (Präteritum oder Perfekt) ersetzt, was grammatikalisch nicht korrekt ist.
Neben „nachdem“ signalisieren oft auch andere Wörter, wie: „bevor“ oder „als“, dass das Plusquamperfekt verwendet werden muss, z. B. „Als der Zug ankam, hatten schon alle gewartet.“
Plusquamperfekt – Zusammenfassung
- Das Plusquamperfekt ist eine der drei Zeitformen im Deutschen für die Vergangenheit.
- Das Plusquamperfekt wird für die Vorvergangenheit verwendet – für eine Handlung, die zeitlich vor einem anderen Ereignis in der Vergangenheit passiert ist.
- Um einen Satz im Plusquamperfekt zu bilden, braucht man das Hilfsverb „haben“ oder „sein“ im Präteritum und ein weiteres Verb als Partizip II.
Plusquamperfekt – Übungen
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Hier habe ich für dich viele weitere Übungsaufgaben vorbereitet: Plusquamperfekt Übungen.
Häufige Fragen
Das Plusquamperfekt ist die Zeitform für die Vorvergangenheit – es wird für vergangene Tätigkeiten verwendet, die zeitlich vor einer anderen Tätigkeit in der Vergangenheit liegen, z. B. “Nachdem ich Frühstück gegessen hatte, ging ich zur Schule.”
Du brauchst ein Hilfsverb: „haben” oder „sein” im Präteritum, also „hatte” oder „war” und ein weiteres Verb im Partizip II (z. B. gelernt). Das Hilfsverb wird konjugiert und steht in der Regel an zweiter Stelle im Satz. Das Partizip II dagegen verändert sich nicht und steht immer am Satzende. Ein Beispiel: “Ich bestand die Prüfung nicht, denn ich hatte nicht gelernt.”
„Hatte” ist die Präteritumform von „haben” und „war” von „sein”. Du brauchst eine dieser Formen, um die Zeitform Plusquamperfekt zu bilden. „Hatte” wird wie folgt konjugiert: ich hatte, du hattest, er/sie/es hatte, wir hatten, ihr hattet, sie/Sie hatten. Die Konjugation von „war“: ich war, du warst, er/sie/es war, wir waren, ihr wart, sie/Sie waren.
Das Perfekt ist die Zeitform für die Vergangenheit und das Plusquamperfekt für die Vorvergangenheit (eine Tätigkeit vor einer anderen in der Vergangenheit). Wenn es um die Bildung geht, sind die beiden Zeitformen ähnlich. Im Plusquamperfekt genügt es, “ich habe“ durch „ich hatte” oder „ich bin” durch „ich war“ zu ersetzen.
Weitere Lektionen zum Thema:
Willst du dich intensiver mit diesem Thema beschäftigen? Super! Dann schau dir mal diese Lektionen an:
- Zeitformen im Deutschen (Nachdem ich gefrühstückt hatte, ging ich zur Arbeit. Mit dem Plusquamperfekt und Präteritum kannst du Sätze in der Vergangenheit bilden. Alle anderen Zeitformen im Deutschen zeige ich dir hier.)
- Perfekt (Ich habe heute lange gearbeitet. Lerne hier alles zur Verwendung und Bildung der Vergangenheitsform Perfekt.)
- Präteritum (Ich hatte viel Stress. In diesem Beitrag erkläre ich dir das Präteritum ausführlicher.)
- Partizip 2 (Partizip Perfekt) (Ich bin spät nach Hause gekommen. Das Partizip 2 brauchst du nicht nur für die Bildung des Plusquamperfekts, sondern auch für das Perfekt, Futur II und das Passiv. Erfahre hier, wie es gebildet wird.)
- Hilfsverben (Ich habe zu Abend gegessen und bin dann ins Bett gegangen. Morgen werde ich früh aufstehen. Hilfsverben “unterstützen” andere Verben. Was ich damit genau meine, verrate ich dir hier.)
- Temporalsätze (Ich hatte schon gefrühstückt, als mein Mann aufstand. Willst du über den Zeitpunkt oder die Dauer einer Handlung sprechen? Dann geht es hier entlang zu den Temporalsätzen.)
Hast du Lust, weiterzulernen? Hier findest du eine Übersicht all meiner Grammatikerklärungen: Deutsche Grammatik einfach erklärt
Vielen Dank Ich habe alles gefunden was ich brauchte!
Ein Fehler ist hier passiert: Für Perfekt- und Plusquamperfekt-Formen wurde “hatte” verwendet (Er hatte mich besucht)!
Richtig (beim Perfekt) ist natürlich: Er hat mich besucht.
Mit freundlichen Grüßen
Narzisse
Auf das Wort müssen zu verzichten, macht das lernen der deutschen Sprache wesentlich einfacher hier ein Beispiel:
>Hilfsverben stehen im Satz immer an zweiter Stelle und müssen konjugiert werden…
>Hilfsverben stehen im Satz immer an zweiter Stelle und werden konjugiert…
Wird das Wort werden statt müssen an dieser Stelle verwendet, so wird jeder dort konjugieren, wo es erforderlich ist. Und es wird ihm leicht fallen.
Das Wort muss, nimmt den Menschen die Entscheidungsfreiheit und löst inneren Widerstand aus.
Das Konjugieren fällt mit werden jedem Menschen leichter.
Das Wort müssen schränkt ein, lässt keinen Ausweg zu,… und sollte aus dem deutschen Wortschatz entfernt werden.
Dies als Hinweis und Empfehlung. Siehe dazu auch gewaltfreie Kommunikation zum Beispiel nach Marshall Rosenberg.
Liebe Grüße i.A. Hano
Hi Hano,
ich bin ganz deiner Meinung. Vielen Dank für den Verbesserungsvorschlag. Ich habe das Wort “müssen” soeben rausgeschmissen – “Das muss wirklich nicht sein!” 🙂 Liebe Grüße