Wenn du etwas sagen willst, was zur selben Zeit wie etwas anderes und in diesem Moment passiert, kannst du das Partizip 1 verwenden: “Sie geht lachend in die Schule”.
Das Partizip I ist eine Mischung aus Verb und Adjektiv. Was bedeutet das genau? Das erfährst du in dieser Lektion. Du lernst, wie man das Partizip 1 bildet und wie es verwendet wird.
Anschließend kannst du dein Wissen mit Übungen zum Partizip 1 direkt überprüfen.
Inhalt:
Was ist das Partizip 1?
Das Partizip 1, auch Partizip Präsens genannt, wird für Handlungen in der Gegenwart verwendet, die gleichzeitig passieren. Es ist die Form eines Verbs, die auf -d endet, z. B. weinend, lächelnd, schreibend etc. und wie ein Adjektiv benutzt wird.
Partizipien-Beispiele:
Partizip 1 von „sprechen“ – „sprechend“
- „Ich sehe einen sprechenden Mann.“
Partizip 1 von „arbeiten“– „arbeitend”
- „Ich kenne die dort drüben arbeitenden Menschen.“
In der deutschen Grammatik unterscheidet man das Partizip 1 und das Partizip 2. Während das Partizip 1 für die Gegenwart verwendet wird, bezieht sich das Partizip 2 auf die Vergangenheit. Wo genau ist der Unterschied zwischen den beiden Formen? Das erkläre ich dir später in diesem Beitrag ebenfalls.
Wie wird das Partizip 1 gebildet? – Beispiele
Um das Partizip 1 zu bilden, musst du an die Endung -d denken – wo wird diese angehängt? Die Bildung vom Partizip 1 ist wirklich einfach. Du brauchst:
- den Infinitiv eines Verbs, z. B. „arbeiten”
- die Endung -d
Und schon ist das Partizip 1 fertig: „arbeitend“.
Steht das Partizip 1 als Adjektiv vor einem Nomen, so brauchst du zusätzlich noch eine Endung – genau wie bei der Deklination von Adjektiven. Das ist meist ein -e.
Partizip 1-Beispiele sind:
- „der arbeitende Mensch”
- „die lächelnde Frau“
Steht das Partizip 1 nicht vor einem Nomen, sondern beschreibt ein Verb genauer oder steht nach dem Nomen, das es beschreibt, dann gibt es keine zusätzliche Endung, zum Beispiel:
- „Sie geht lachend in die Schule”
- „Das Kind sitzt weinend im Bett.“
- „Die Kosten sind fortlaufend.“
Wann wird das Partizip 1 wie verwendet? – Erklärung und Anwendungsmöglichkeiten
Das Partizip 1 kann in verschiedenen Verwendungsweisen vorkommen, die ich dir nun nacheinander vorstellen möchte.
Partizip 1 als (attributives) Adjektiv
Hast du in den obigen Beispielen gemerkt, dass das Partizip 1 oft vor dem Nomen steht und dieses genau wie ein Adjektiv beschreibt? Das Partizip 1 bildest du aus einem Verb und verwendest es meist als ein attributives Adjektiv. Es gibt somit eine konkrete Eigenschaft von dem Nomen an, was du beschreibst. Meist ist das eine Person oder ein Gegenstand.
Schau dir die Beispiele an:
- „Ich brauche einen gut funktionierenden Computer.“
- „Ich sehe den schnell laufenden Sportler.“
- „Deine überzeugenden Argumente haben mich umgestimmt.“
Das Partizip 1 erhält, wenn es als Attribut verwendet wird, zusätzlich zu der Endung -d die gleiche Endung, wie es bei einem Adjektiv der Fall wäre.
Beispiele:
- Ein lachender Junge
- Eine singende Frau
- Ein parkendes Auto
Es gibt eine Ausnahme. Das Partizip 1 kann auch nach dem Nomen stehen, das es beschreibt. Dann erhält es keine weitere Adjektiv-Endung. Beispiel: „Deine Argumente sind überzeugend.“
Wie ein Adjektiv kann das Partizip 1 als Attribut / attributes Adjektiv in allen vier Fällen des Deutschen vorkommen. Beispiel: Ich gebe dem lachenden Mann einen Kuss.
Na, welcher Fall ist das? Richtig: Es handelt sich um den Dativ. Wem gebe ich einen Kuss?
Partizip 1 als adverbiales Adjektiv / Adverb verwenden
Ein Partizip kann auch ein Verb, anstatt ein Nomen näher beschreiben.
Wie auch alle anderen Adverbien bekommt das Partizip 1 in der Verwendung als adverbiales Adjektiv keine zusätzlich Endung.
Beispiele:
- Sie schaute sich suchend um. (Wie schaute sie? – Suchend)
- Ich lief weinend davon. (Wie lief ich davon? – Weinend)
- Sie liefen sich strahlend entgegen. (Wie liefen sie sich entgegen? – Strahlend)
Na, ist es dir aufgefallen? Durch die Verwendung des Partizip 1 kannst du oftmals Sätze verkürzen. Zum Beispiel könnte man auch deutlich länger sagen: Während sie aufeinander zuliefen, strahlten sie sich an.
Partizip 1 als Nomen verwenden: Durch Substantivierung möglich
Es kann allerdings auch sein, dass ein Partizip 1 substantiviert wird. Das bedeutet, dass aus dem Verb ein Nomen entsteht.
Das ist für das Partizip 1 meist der Fall, wenn mit dem Partizip jemand bezeichnet/beschrieben wird, der gerade etwas bestimmtes tut.
Beispiele für eine Substantivierung eine Partizips Präsens (Partizip 1) sind: Studierende oder Lernende.
Die Lernenden sind sehr fleißig.
Die Studierenden brauchen meist mehrere Jahre bis zu ihrem Abschluss.
“Studierend” oder “lernend” wäre hier übrigens das nicht substantivierte Partizip 1 des Verbs.
Beispiel: Die junge Frau sitzt studierend/lernend in der Bibliothek (sie sitzt und studiert/lernt gleichzeitig).
Na, um welche Verwendung des Partizip 1 handelt es sich hier? Richtig, um die, die ein Verb näher beschreibt – also ein Partizip 1 als adverbiales Adjektiv.
Partizip 1 und Partizip 2 – wo ist der Unterschied?
Ich möchte dir auch noch kurz den Unterschied zwischen Partizip 1 und 2 erklären. Das Partizip 1 verwendet man für gleichzeitig stattfindende Tätigkeiten in der Gegenwart. Das Partizip 2 dagegen betrifft Handlungen in der Vergangenheit, die nicht gleichzeitig passieren.
Partizip 1 – Partizip Präsens – Beispiele:
- „Das weinende Kind sitzt im Bett.“ (“weinen” und “sitzen” finden gleichzeitig statt – es wird ein Nomen genauer beschrieben)
- „Wir essen schweigend unser Abendessen.” (“essen” und “schweigen” finden gleichzeitig statt – es wird ein Verb genauer beschrieben)
Partizip 2 – Partizip Perfekt – Beispiele:
- „Wir feiern die bestandene Prüfung.“ (Wir feiern jetzt die Prüfung, die ich bereits zuvor bestanden habe.)
- „Ich erwärme das gestern gekochte Essen.“ (Ich erwärme das Essen, das ich bereits gestern zubereitet habe.)
Möchtest du mehr über das Partizip 2 erfahren? Hier lernst du mehr zum Thema Partizip II, das du unter anderem auch verwendest, um das Perfekt (Vergangenheit) zu bilden.
Partizip 1 – Zusammenfassung
- Das Partizip 1 (Partizip Präsens) wird am häufigsten für gleichzeitig verlaufende Handlungen in der Gegenwart verwendet.
- Es wird aus einem Verb gebildet und kann als attributives Adjektiv (Adverb), das ein Verb näher beschreibt, attributes Adjektiv (Attribut), das ein Nomen näher beschreibt oder als substantiviertes Nomen verwendet werden.
- Das Partizip 1 wird aus dem Infinitiv eines Verbs und der hinzugefügten Endung -d gebildet. Es können weitere Endungen (je nach Verwendung) hinzugefügt werden.
Partizip 1 – Übungen
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Häufige Fragen
Das Partizip 1 wird auch Partizip Präsens genannt. Es wird verwendet, um auszudrücken, dass zwei Dinge gleichzeitig passieren. Dazu wird einem Verb die Endung -d hinzugefügt: arbeitend, sprechend etc.
Zu einem Verb im Infinitiv fügt man die Endung -d hinzu. So entsteht z. B. sprechen+d = sprechend. Wenn das Partizip als Adverb vor einem Nomen steht, dann muss man an das Wort zusätzlich die passende Adjektivendung anhängen (hier: -e) – der sprechende Papagei.
Das Partizip 1 kann vor einem Nomen stehen und es wie ein Adjektiv beschreiben, z. B. das spielende Kind. Ein Partizip 1 kann aber auch durch Substantivierung als Nomen eingesetzt werden oder ein Verb näher beschreiben.
Das Partizip 1 bezieht sich auf die Gegenwart und das Partizip 2 die Vergangenheit. Die erste Variante bezieht sich auf Tätigkeiten, die gleichzeitig passieren, z. B. das Kind spielt und hört Musik, also: Das spielende Kind hört Musik. Das Partizip 2 beschreibt Tätigkeiten, die nicht gleichzeitig passieren, z. B. ich habe die Prüfung bestanden (Vergangenheit) und jetzt feiern wir das nach (Gegenwart), also: Wir feiern die bestandene Prüfung.
Weitere Lektionen zum Thema:
Willst du dein Wissen noch etwas vertiefen? Fantastisch! Dann habe ich hier einige Themen für dich, mit denen du das tun kannst:
- Partizip 2 (Wir feiern die bestandene Prüfung. Hier erkläre ich dir die Verwendung und Bildung des Partizip II ausführlicher.)
- Adjektive (Das spielende Kind ist glücklich. Das Partizip I kann als Adjektiv verwendet werden. Weitere Informationen zu den Adjektiven gibt es hier.)
- Adjektivdeklination (Der sprechende Papagei ist lustig. Wenn ein Adjektiv vor einem Nomen steht, wird es dekliniert, also bekommt eine entsprechende Endung. Wie das genau funktioniert, erfährst du in dieser Lektion.)
- Präsens (Das spielende Kind hört Musik. Erfahre hier alles zur Gegenwartsform Präsens.)
Hast du Lust auf mehr Grammatik? Hier findest du eine Übersicht all meiner Grammatikerklärungen: Deutsche Grammatik einfach erklärt
Er war sehr hilfreich, danke, Peter
Super! 🙂 Liebe Grüße
Perfect Erklärung. Danke Dir
Liebe Grüße
Hallo Anna,
sehr schöne Erklärung. Ich werde heute gleich mal meine Kurs-Teilnehmer*innen zur Übung hierher schicken.
Ein Hinweis jedoch: Das Partizip 1 kann man nicht nur in der Gegenwart verwenden, sondern immer, wenn Gleichzeitigkeit gegeben ist.
z.B.: Gestern Abend brachte ich meine weinende Tochter ins Bett. Wir werden den später abfahrenden Zug noch bekommen.
Hallo Chris,
danke für dein positives Feedback und den Hinweis.
Ich werde diese zusätzliche Info in den Text einarbeiten. 🙂
LG Anna
Super finde ich
Freut mich, dass dir meine Erklärung zum Partizip 1 gut gefallen hat 🙂
Gruß
Anna
Hi Anna,
„legen Sie die Tasche vor sich oder vor Ihnen auf den Tisch „ Was ist korrekt?
Schönen Dank & Gruß
Olaf
Hallo Olaf,
beide Sätze können grammatikalisch korrekt, wie von dir beschrieben, geäußert werden. Einmal handelt es sich um das Reflexivpronomen (sich) und einmal wird weiterhin die Anrede (Ihnen) benutzt. Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.
LG Anna
Hi Anna, lieben Dank für deine Nachricht. Würde es sich bei beiden Fällen um die direkte Anrede in der Höflichkeitsform handeln. Also als Bitte oder Aufforderung?
Beispiel: „ Meine Damen & Herren, bitte legen Sie die Tasche vor sich/vor Ihnen auf den Tisch!“
2.Pers. Sing. hieße ja immer „ leg’ du deine Tasche vor dir auf den Tisch!“
Danke für deine Geduld
Olaf
Hallo Olaf,
ja, es handelt sich in beiden Fällen um eine Bitte bzw. Aufforderung (in der “Sie”-Form).
“Legen Sie die Tasche vor sich/vor Ihnen…” ist ein Imperativ (=Aufforderung).
In deinem Beispiel “Leg (du) deine Tasche vor dir auf den Tisch” wird geduzt und deshalb “leg” (“lege” wäre auch korrekt) verwendet (anstatt “Legen Sie”).
Ich hoffe, damit ist deine Frage beantwortet.
LG Anna