Infinitiv mit „zu” oder ohne „zu“? – das ist im Deutschen oft die Frage.
Beispiel: “Ich habe heute viel zu tun.” vs. “Ich muss heute viel tun.”
In dieser Lektion erfährst du, wann du den Infinitiv (die Grundform des Verbs) mit „zu“ oder ohne „zu“ verwenden musst und wie du in beiden Fällen grammatikalisch korrekte Sätze bildest.
Zum Schluss habe ich für dich Übungen zum Infinitiv mit „zu“ und ohne „zu“ vorbereitet.
Lass uns gemeinsam dein Deutsch verbessern! Los geht's! 🙂 🇩🇪
Inhalt:
Infinitiv mit „zu” und ohne „zu” – Was ist das?
Vielleicht fragst auch du dich: Was ist ein Infinitiv überhaupt? Lass uns vorne beginnen. Der Infinitiv ist die Grundform eines Verbs. Im Deutschen findest du ihn hauptsächlich mit der Endung -en. Ein Infinitiv Beispiel ist z. B. laufen.
In der deutschen Grammatik gibt es Sätze, in denen es außer dem “normalen” Verb noch ein weiteres Verb im Infinitiv gibt, z. B. „Ich habe heute viel zu tun.“ Das erste Verb „habe“ ist konjugiert (angepasst an die Person „ich“) und das zweite Verb „tun“ steht im Infinitiv.
Ob vor dem Infinitiv ein „zu“ stehen muss oder nicht, hängt von dem konjugierten Verb ab.
Sehen wir uns zuerst gemeinsam die Infinitivformen ohne „zu“ an.
Wann wird der Infinitiv ohne „zu“ verwendet? (mit Beispielen)
Schau mal, in welchen Fällen du den Infinitiv ohne „zu“ benutzen kannst.
In folgenden Fällen steht ein Infinitiv ohne „zu“:
# nach Modalverben (wollen, sollen, mögen, können, dürfen, müssen), z. B.:
- „Ich will nicht jeden Tag kochen.“
# nach den Verben: helfen, hören, sehen, lassen
- „Ich sehe ihn kommen.“
- „Ich lasse ihn nicht alleine gehen.“
# nach den Verben: gehen, kommen, lernen, lehren, bleiben
- „Sie geht heute tanzen.“
- „Er kommt uns besuchen.”
# nach den Verben: fühlen, spüren, haben, z. B.:
- „Ich habe viel Deko auf dem Fensterbrett stehen.“
Sieh dir ein weiteres Beispiel an, wo du durch den Einschub eines Nebensatzes doch den Infinitiv mit zu verwendest:
Na, ist es dir aufgefallen? Richtig, diesen Satz könntest du auch ohne zu bilden, denn helfen wird meist ohne den Infinitiv mit „zu” verwendet. Ohne die Verbindung von Hauptsatz und Nebensatz (wie im Beispiel) könntest du auch sagen: “Ich möchte dir beim Deutsch lernen helfen.”
So bildest du einen Satz mit dem Infinitiv ohne „zu“ in verschiedenen Zeitformen
Infinitiv ohne „zu“ in der Gegenwartsform Präsens
Einen einfachen Satz mit dem Infinitiv ohne „zu“ bildest du im Präsens genauso wie jeden „normalen“ Satz mit zwei Verben:
das konjugierte Verb an 2. Stelle + andere Satzglieder + Infinitiv am Ende
also:
- „Ich höre ihn in der Küche singen.“
Mehr zu dem Thema Präsens lernst du hier.
Infinitiv ohne „zu“ in der Vergangenheitsform Präteritum
Ändern wir jetzt dieses Beispiel in einen Satz in der Vergangenheit um. Keine Panik, das ist wirklich einfach! Du musst nur die Präsensform von dem konjugierten Verb durch seine Präteritumform ersetzen, z. B.:
- „Ich hörte ihn in der Küche singen.“
Weitere Informationen zum Thema Präteritum findest du hier.
Infinitiv ohne „zu“ in der Vergangenheitsform Perfekt
Hier gibt es zwei Möglichkeiten:
# bei den Sätzen mit Modalverben sowie mit den Verben: helfen, hören, sehen, lassen:
das konjugierte Verb „haben” an 2. Stelle + 2x Infinitiv am Satzende
- „ Ich habe ihn in der Küche singen hören.“
# nach den Verben: gehen, kommen, lernen, lehren, bleiben:
das konjugierte Verb „haben” / „sein” an 2. Stelle + Infinitiv + Partizip 2 am Satzende
- „Er ist gestern mit seiner Freundin essen gegangen.“
Mehr über die Zeitform Perfekt erfährst du hier.
Wann wird der Infinitiv mit „zu“ verwendet? (mit Beispielen)
In vielen Sätzen mit zwei Verben muss vor dem Infinitiv allerdings ein „zu“ stehen. In folgenden Fällen gibt es Infinitivsätze mit „zu“:
# nach Verben, die eine Meinung ausdrücken, wie: hoffen, meinen, glauben, vermuten, denken z. B.:
- „Ich hoffe, meine Freunde bald zu sehen.“
# nach Verben, die einen Wunsch, einen Plan, eine Absicht ausdrücken, wie: planen, vergessen, versuchen, aufgeben, sich entscheiden, bitten z. B.:
- „Ich plane, jeden Sonntag meine Mutter zu besuchen.“
# nach Verben, die einen Beginn ausdrücken: beginnen, anfangen z. B.:
- „Ich fange an, mich gesund zu ernähren.“
# nach Nomen-Verb-Verbindungen (z. B. festehende Verbindungen aus Verb und Nomen) oder nach „sein/finden“ + Adjektiv, z. B.:
- „Sie hat den Wunsch, mit mir zu tanzen.“ (Nomen-Verb Verbindung: den Wunsch haben)
- „Es ist (=konjugiertes “sein”) unmöglich (=Adjektiv), immer perfekt zu sein (=Verb im Infinitiv mit zu).“
Infinitiv mit „zu“ statt eines Nebensatzes mit „dass“
In einigen Fällen kann man einen Satz mit „dass“ einfacher formulieren, indem man ihn durch den Satz mit einem Infinitiv mit „zu“ ersetzt, z. B.:
- „Sie bittet mich, dass ich ihr helfe.“
ersetze durch:
- „Sie bittet mich, ihr zu helfen.“
Diese Umwandlung ist möglich, wenn:
# das Subjekt in beiden Teilsätzen identisch ist, z.B.:
- „Ich hoffe, dass ich das schaffe.” wird zu „Ich hoffe, das zu schaffen.“
# das Subjekt nach „dass“ eher unwichtig / logisch ist, z. B.:
- „Ich habe den Wunsch, dass wir in den Urlaub fahren.“ wird zu „Ich habe den Wunsch, in den Urlaub zu fahren.“
# das Subjekt nach „dass“ (Nebensatz) und das Dativ- oder Akkusativobjekt im Hauptsatz gleich sind, z. B.:
- „Er verbietet ihr, dass sie jede Woche Pizza isst.“ ersetze durch „Er verbietet ihr, jede Woche Pizza zu essen.“
So bildest du einen Satz mit dem Infinitiv mit „zu“ in verschiedenen Zeitformen
„Zu“ steht direkt vor dem Infinitiv. Schau mal, wie so ein Satz zu bilden ist.
Infinitiv mit „zu” in der Gegenwartsform Präsens
das konjugierte Verb an 2. Stelle + weitere Satzglieder + zu + Infinitiv am Satzende
Beispiel:
- „Ich habe heute wenig zu tun.“
Bei trennbaren Verben z. B. „aufstehen“ musst du das „zu“ zwischen das Präfix und das Verb stellen: „Ich helfe dir, aufzustehen.”
Infinitiv mit „zu“ in der Vergangenheitsform Präteritum
Hier musst du lediglich die Präsensform von dem konjugierten Verb (auf Position 2) durch seine Präteritumform ersetzen:
- „Ich hatte heute wenig zu tun.“
Infinitiv mit „zu“ in der Vergangenheitsform Perfekt
Sätze mit dem Infinitiv mit „zu“ im Perfekt werden wie folgt gebildet:
# 1. Möglichkeit
das konjugierte Verb „haben” / „sein” an 2. Stelle + zu + Infinitiv + Partizip 2 am Satzende
- „Ich habe heute wenig zu tun gehabt.“
# 2. Möglichkeit ( bei zusammengesetzten Sätzen)
das konjugierte Verb „haben” / „sein” + Partizip 2 + zu + Infinitiv
- „Es ist schwer gewesen, ihn zu überzeugen.“
- „Sie haben die Absicht gehabt, uns zu überzeugen.“
Bei zusammengesetzten Sätzen steht das Subjekt nur im Hauptsatz! Beispiel: „Ich beginne, meinen Umzug zu planen.”
Infinitiv mit „zu” oder ohne „zu“ – Zusammenfassung
- Ob ein Infinitiv mit oder ohne „zu“ stehen muss, ist von dem konjugierten Verb im Satz abhängig.
- Den Infinitiv mit „zu“ verwendet man in der Regel, wenn sich die erste Handlung im Satz auf die zweite Handlung bezieht (Wir beginnen, ein Haus zu bauen.). Auch nach Verben, die eine Meinung, eine Absicht, einen Wunsch oder einen Beginn bzw. Anfang ausdrücken, verwendest du in der Regel „zu”: meinen, glauben, , denken, hoffen, planen, vergessen, versuchen, bitten, beginnen, anfangen. Auch bei Nomen-Verb-Verbindungen steht ein „zu” vor dem Infinitiv des Verbs.
- „Zu“ stellt man direkt vor den Infinitiv des Verbs oder bei trennbaren Verben zwischen das Präfix und das Verb.
Infinitiv mit „zu” und ohne „zu“ – Übungen
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Hier habe ich für dich viele weitere Übungsaufgaben vorbereitet: Infinitiv mit zu Übungen.
Häufige Fragen
In vielen Fällen enthalten deutsche Sätze zwei Verben – ein Verb wird konjugiert und das zweite Verb bleibt im Infinitiv. Der Infinitiv, also die Grundform des Verbs (machen, arbeiten), kann im Satz alleine oder mit „zu” davor stehen. Ob ein „zu” verwendet wird oder nicht, hängt vom konjugierten Verb ab.
Den Infinitiv mit „zu” gibt es nicht nach Modalverben und nach den Verben: helfen, hören, sehen, lassen, gehen, kommen, lernen, lehren, bleiben, fühlen, spüren, haben. Ein Beispiel: Ich gehe heute (x) schwimmen.
Eine allgemeine Regel lautet: „zu” vor dem Infinitiv ist nötig, wenn sich ein Verb im Satz auf das andere Verb bezieht, z. B. Ich plane, ein Haus zu bauen. In folgenden Fällen muss ebenso das „zu” vor dem Infinitiv stehen: nach Verben, die eine Meinung, einen Wunsch, eine Absicht, einen Beginn bzw. Anfang ausdrücken – meinen, glauben, vermuten, denken, hoffen, planen, versuchen, aufgeben, sich entscheiden, bitten, beginnen, anfangen sowie nach Nomen-Verb-Verbindungen. Ein Beispiel: Ich hoffe, die Prüfung gut zu bestehen.
Wenn ein Verb ein trennbares Präfix hat, dann muss das „zu” zwischen dem Präfix und dem Rest des Verbes stehen, z. B. Ich plane, morgen sehr früh aufzustehen.
Weitere Lektionen zum Thema:
Hast du Lust noch mehr rund um dieses Thema zu erfahren? Großartig! Dann sieh dir diese Lektionen an:
- Modalverben (dürfen, können, sollen, mögen, wollen, müssen – Hier erkläre ich dir ihre Bedeutung, Verwendung und wie du Sätze mit ihnen bilden kannst.)
- Verb „lassen“ (Lass uns anfangen! In dieser Lektion lernst du alles über das Multitalent „lassen“.)
- Sätze mit „dass“ (Ich hoffe, dass du alles verstehst. Erfahre, wann Sätze mit „dass“ verwendet und wie sie gebildet werden.)
- Präsens (Ich habe viel zu tun. Hier bekommst du eine ausführliche Erklärung zu der Gegenwartsform Präsens.)
- Präteritum (Ich hatte viel zu tun. Du willst mehr über diese Vergangenheitsform wissen? Dann schau dir diese Lektion an.)
- Perfekt (Ich habe viel zu tun gehabt. Auch mit dem Perfekt kannst du über die Vergangenheit sprechen. Hier findest du alles Wichtige dazu.)
Willst du weiterlernen? Hier findest du eine Übersicht all meiner Grammatikerklärungen: Deutsche Grammatik einfach erklärt
Danke schön… ich benutze das ‘zu’ an der richtigen Stelle, wusste aber nicht warum es dort ist.
Hi, wir freuen uns sehr, dass unsere Lernmaterialien dir geholfen haben. Viel Erfolg! 😉
Fleißig und klar, Danke!
Vielen Dank. Ich finde es sehr interessant.
Wunderbar und sehr hilfreich!
Ich möchte gern Übungen über ,,zu” mit dem Infinitiv. Suche aber finde die nicht!
Ist das “zu” dann ein Verb oder eine Präposition?
Hallo Alina, “zu” ist eine Präposition.
Liebe Grüße
Ich verstehe nicht, warum in dem SAtz
Ich könnte mir gut vorstellen,ein Handwerk zu erlernen
Der Infinitiv mit ” zu” steht ,, obwohl bei Modalverben doch kein ” zu” steht.
Können Sie mir helfen?
Danke
Ilse
Hallo Ilse,
danke für deine Frage! Das Modalverb bezieht sich nur auf “vorstellen”. Das, was nach dem Komma passiert, geht ihn nichts an ;). Das ist ein eingeschobener Satz.
Liebe Grüße
Danke, ich habe es verstanden!
Hallo Anna. Ich habe ein lustiges Gedicht für meine Arbeitskollegin geschrieben. Dort auch folgenden Satz geschrieben:
Sie geht Wander,
mag auch neue Plätze zu entdecken.
Da kann Mia auch nicht meckern.
Nun habent wir eine Disskussion ob ZU ein Fehler ist, da der Satz einen Modalverb enthält.
Könntest du mir hier behilflich sein?
Besten Dank
Aleksandra
Hallo Alexandra,
Danke für deine Frage.
“Neue Plätze zu entdecken” ist hier vollkommen richtig.
Es hat sich nur ein anderer Tippfehler eingeschlichen: Es müsste heißen: “Sie geht wandern”
Ich hoffe, ich konnte dir helfen 🙂
LG Anna
Ich habe “zu” verstanden. Vielen Dank
Hallo Reham,
danke für dein Feedback. Es freut mich, wenn du durch mich die Verwendung von “zu” nun verstehst. 🙂
Wenn du noch mehr erfahren möchtest, schau gerne einmal in mein Grammatikbuch. Hier hab ich alles super einfach für dich erklärt.
Guten Tag!I Frage: Sagen Sie bitte: Gebrauche ich “es gibt”, mit zu oder ohne zu?
Es gibt vieles …sehen und …schreiben. Mit zu, oder ohne zu?
Mit freundlichen Grüßen
Hallo Namaz,
“Es gibt vieles zu sehen” und “Es gibt vieles zu schreiben” ist richtig. Hier verwendest du es also mit zu.
Ich hoffe, ich konnte dir helfen. Für mehr Grammatiktipps und Tricks schau gerne in mein super einfach erklärtes Grammatikbuch 🙂
LG Anna
Vielen Dank für diesen fantastischen Post.
Ich habe nicht gelernt, also lese ich gerade diesen Post und jetzt verstehe ich den Infinitiv mit zu ohne zu.
Toll, dass du das Thema jetzt verstanden hast.
LG
Anna